Was mit unserem Müll geschieht, weiß jeder: er wird auf die Mülldeponie gebracht. Kaum aber einer weiß, warum. Auf den Mülldeponien leben nämlich Müllblumen, die den ganzen Abfall auffressen. Die Müllkippe ist sozusagen ihr Futterplatz. Das war nicht immer so.
Vor ganz vielen Jahren gab es ganz viel Müll auf unserer Erde. Noch viel mehr als heute. Und weil das nicht schön ausgesehen und auch fürchterlich gestunken hat, wurden ein paar superkluge Leute zusammengetrommelt, die das Problem lösen sollten. Nach unendlich vielen Tagen hatten sie endlich DIE Idee: Müllblumen! Eine ganz besondere Art von Blumen, die sich ausschließlich von Abfall ernähren. Sie fraßen das Bonbonpapier, die Apfelkitschen und sogar die Pappbecher, die in ihrer Reichweite lagen. Die Forscher wurden gefeiert und schon bald wurden überall Müllblumen-Samenkörner verstreut. Die Blumen wuchsen, der Müll verschwand. Und irgendwann war kein Müll mehr da.
Tja, und jetzt gab’s ein Problem. Die Müllblumen hatten nämlich Hunger, und weil es in ihrem Umkreis keinen Müll mehr gab, gruben sie sich aus und hüpften auf ihren Wurzeln in die Stadt. Sie konnten ja nicht zwischen Müll und Nicht-Müll unterscheiden, deshalb fraßen sie alles, was ihnen in den Weg kam: Fahrräder, Briefkästen, Parkbänke, sogar Straßenschilder. Ein totales Chaos brach aus.
Da wurden wieder die Wissenschaftler gerufen. Sie dachten lange nach. Die Lösung diesmal: Mülldeponien. Der ganze Müll wurde an bestimmten Orten außerhalb der Stadt gesammelt. Die Müllblumen konnten sich jetzt satt fressen ohne Schaden anzurichten.
So ist es bis heute. Aber man muss vorsichtig sein. Wenn außerhalb der Deponien zu viel Müll rumliegt, könnten die Müllblumen wieder ausreißen, weil sie denken, die ganze Welt wäre eine Müllkippe. Und dann fressen sie wieder alles, was ihnen gerade über den Weg läuft: vollgeschnupfte Taschentücher, Puppenwagen, Fußbälle, den Dackel von gegenüber…
Nadja Franke ist freie Texterin und hat ein bisschen Angst vor Müllblumen
Die Autorin/Der Autor empfiehlt ihre/seine Geschichte für Kinder von 7-10.
Erstellt am Mittwoch, 17.10.2012