Da, wo wir Menschen uns heute so ganz selbstverständlich zu Hause fühlen, hat es uns nicht immer gegeben. Schon sehr lange, bevor unsere Vorfahren zum allerersten Mal auftauchten, wohnte hier eine andere Menschenart: Die Neandertaler.
Die kamen lange Zeit gut zurecht, obwohl es damals richtig kalt war.
Der durchschnittliche Neandertaler war sehr kräftig, sehr behaart und hatte eine sehr große Nase, um die kalte Luft ohne Erkältungsrisiko einatmen zu können.
Insgesamt waren die Neandertaler viel besser an die Umwelt angepasst als unsere eher schwächlichen Vorfahren. Trotzdem haben diese überlebt und die Neandertaler nicht.
Warum? Weil die Neandertaler nicht sprechen konnten, dafür waren Ihre Nasen einfach viel zu groß geworden.
Damit waren sie gegenüber den Neuankömmlingen, unseren Vorfahren, entscheidend im Nachteil!
Die Neandertaler konnten sich nur mithilfe umfangreicher Sprechblasen unterhalten, was nicht immer einfach war. Zum einen waren diese Sprechblasen schon von Weitem sichtbar, sodass die Jagdbeute der Neandertaler, meistens Wildschweine, häufig rechtzeitig gewarnt war. Zum anderen konnten nur die wenigsten Neandertaler lesen und verstanden daher selten, was in den Sprechblasen eigentlich stand.
Mit anderen Worten: Kommunikation war nicht die stärkste Seite dieser ansonsten sehr fitten Frühmenschen.
Dennoch ging das Ganze über eine lange Zeit gut.
Das Schicksal der Neandertaler war aber in dem Augenblick besiegelt, als unsere sprachgewandten Vorfahren auftauchten.
Die schlichen sich flüsternd viel näher an die Wildschweine heran, als es die armen Neandertaler mit ihren plumpen Sprechblasen vermochten und jagten sie ihnen direkt vor den übergroßen Nasen weg.
Und wenn sich die Neandertaler deswegen bei unseren Vorfahren beschweren wollten, lachten diese nur über das komische Sprechblasen-Gehampel.
So kam schließlich der Tag, als der letzte verbliebene Neandertaler einsam die allerletzte Sprechblase zum Himmel schickte.
Aber auch wenn es die Neandertaler und ihre Sprechblasen nicht mehr gibt, ganz vergessen sind sie nicht: Bis heute kann man ihre Spuren in den Geschichten von Wilhelm Busch, Walt Disney und den Marvel Comics erkennen!
Darüber würden sich die Neandertaler sicher sehr freuen.
Martin Seele ist Kreativchef von Ogily Action Deutschland.
Illustration: Tobias von Aesch, Art-Director bei Ogilvy Action
Die Autorin/Der Autor empfiehlt ihre/seine Geschichte für Kinder von 11-14.
Erstellt am Donnerstag, 22.09.2011